Messerückblick eMove360 im Oktober 2018

Interessante Konzepte und Ideen auf der Fachmesse für Elektromobilität

E-Small Truck Konzept von GVI zur Umrüstungs von Kleintransportern und Kommunalfahrzeugen auf einen Elektroantrieb
(Foto: Peter Pernsteiner)

– Am 16. bis 18. Oktober 2018 fand auf dem Münchner Messegelände bereits zum dritten Mal die  Fachmesse für Elektromobilität eMove360 statt. Laut Veranstalter waren rund 260 Aussteller aus 25 Ländern in den beiden Messehallen A5 und A6. Sie zeigten  wieder zahlreiche interessante Produkte, Konzepte und Ideen von Firmen, die Elektrofahrzeuge, Ladeinfrastruktur und/oder Systemkomponenten zur Elektromobilität entwickeln oder vermarkten. So konnte man beispielsweise die aktuellen Tesla-Modelle ebenso unter die Lupe nehmen, wie eine kompakte direkt in eine Felge integrierte In-Wheel-Elektromotor-Antriebseinheit von Elaphe. Zudem gab es im Freigelände und in einer der beiden Hallen auch die Möglichkeit, verschiedene Elektrofahrzeuge selbst auszuprobieren.

Die Messe hat diesmal rund 11.000 Fachbesucher und auch ich habe mich in den beiden Messehallen umgesehen. In diesem Rahmen fand die drei Aussteller so interessant, dass ich mit ihnen auch kleine Interviews geführt habe, die auf meinem YouTube-Kanal zu finden sind und auch nachfolgend zusätzlich aufgeführt sind:

GVI König Metall – Konzept für E-Small Truck – Transporter-Umrüstung auf Elektroantrieb

Die zwei Batterieeinheiten des vorgestellten Umrüst-Prototypen von GVI haben jeweils eine Kapazität von 48 Volt und 200 Amperestunden
(Foto: Peter Pernsteiner)

An einem Messestand von GVI (Gestützte Vakuum Isolierungen) wurde die „E-Small Truck“-Plattform zur Umrüstung von Kleinnutzfahrzeugen/Transportern mit Verbrennungsmotor auf einen Elektroantrieb vorgestellt. Im Rahmen meines YouTube-Reportage-Interviews habe ich mich am 18.10.2018 mit Michael Fischer und Michael Irion von GVI (GVI-Systems.com) über die Möglichkeiten solcher Umrüstungen unterhalten und mir auch die Umrüstkomponenten für so einen Elektro-Kleintransporter erklären lassen.

Die auf der Messe vorgestellte Umrüstung basierte bewusst auf einem einfachen Verbrennungsmotor-Kleintransporter aus China. An dessen Standardgetriebe wurde der Elektromotor angeschlossen und zur Stromversorgung dienen zwei in Serie geschaltete Batterieeinheiten mit je 48 Volt und 200 Amperestunden – das entspricht einer Gesamtkapazität von knapp 20 Kilowattstunden.

GVI ist eine eigenständige Division der König Metall-Gruppe aus Gaggenau  und hat sich beispielsweise auf die Entwicklung und Produktion von gekapselten und Crash-sicheren Spezialgehäusen für große Akkueinheiten spezialisiert.

Künftig will das Unternehmen zudem komplette Umrüstungen von Elektrofahrzeugen beispielsweise Kommunen anbieten. Serienreif könnte das Umrüstkonzept bereits im nächsten Jahr werden. Zur Zeit prüft GVI zudem, ob Kleinlaster-Umrüstungen auch mit einer Akku-Bordspannung von 48 Volt sinnvoll realisierbar sind, weil bei Fahrzeugen mit einer Bordspannung bis 60 Volt Kundendienstarbeiten von viel mehr Werkstätten durchgeführt werden dürften. (Firmenvideos von GVI finden Sie unter diesem Link)

StreetDrone und Huber Automotive – Twizy-Entwicklungsplattform für autonomes Fahren

StreetDrone liefert auf Basis eines Renautl Twizy eine Entwicklungsplattform für autonomes Fahren …
(Foto: Peter Pernsteiner)

Direkt im Elektroauto-Testfahrbereich in Halle A5 stellte Huber Automotive eine von der Firma StreetDrone gefertigte Spezialversion eines Renault Twizy vor. Ich konnte mich am 12.10.2018 ausführlich mit Adrian Bedford von StreetDrone Limited unterhalten (in englischer Sprache – Interview siehe nachfolgend). Diese Firma aus Oxford hat eine Plattform zur Entwicklung von autonom fahrenden Elektroautos entwickelt. Das E-Auto basiert auf einem Renault Twizy, erhielt aber von StreetDrone beispielsweise Karosserieteile mit austauschbaren Modulen für Kameras und eine wasserdichte Rückpartie für weitere Zubehörteile. In diesem „Kofferraum“ hat StreetDrone ein leistungsfähriges Entwicklungs-Computersystem mit 2 CPUs, 4 GPUs und 12 Kamera-Interfaces untergebracht.

… das Fahrzeug von StreetDrone kann beispielsweise auch per Handfernbedienung via CAN-Bus gesteuert werden
(Foto: Peter Pernsteiner)

Dieses Entwicklungssystem beinhaltet auch eine CAN-Bus-Schnittstelle, die die komplette Fahrzeug-Steuerung und Fernsteuerung ermöglicht. Auf dem Foto und auch im unten folgenden Video sieht man, wie das ganze Fahrzeug mit einer Handfernbedienung mit CAN-Bus steuerbar ist.

Auf dieser Basis will StreetDrone kleineren Firmen helfen, eigene Applikationen für Elektromobilität und beispielsweise auch für autonomes Fahren sowie für das Batterie-Lademanagement zu entwickeln. StreetDrone hat inzwischen zehn solche rollende E-Car-Plattformen an unterschiedlichste Firmen ausgeliefert – eine davon ist Huber Automotive in Mühlhausen und deren von StreetDrone geliefertes Fahrzeug wurde auf der eMove360 in München vorgestellt und in Aktion vorgeführt.

Diesel-Bus Citaro – Umrüstung auf Elektrobus e-trofit durch in-tech

In-tech hat aus einem 15 Jahre alten ausrangierten Diesel-Omnibus der Stadtwerke Landshut einen umweltschonenden Elektrobus realisiert
(Foto: Peter Pernsteiner)

Mein persönliches Highlight der Messe war ein 15 Jahre alter Diesel-Omnibus Mercedes-Benz O 530 Citaro. Er wurde in den Wochen vor der Messe im Rahmen eines Pilotprojekts zwischen den Stadtwerken Landshut und der in-tech GmbH aus Garching bei München zu einem emissionsfrei in Umweltzonen und ganzen Städten fahrbaren Elektrobus umgerüstet. Der kurz vor Messebeginn fertiggestellte e-trofit-Bus wurde dem eMove360-Fachpublikum vorgestellt. Ich habe mich am 18.10.2018 mit Matthias Kerler, Projektleiter der Firma in-tech, über diese interessante Umrüstung unterhalten und dabei das nachfolgende YouTube-Videointerview gedreht.

Der Citaro wurde turnusgemäß von den Stadtwerken Landhut nach 15 Jahren Fahrgasteinsatz ausgemustert und erhielt nun anstelle des alten 12-Liter-Diesel-Motors und Getriebes samt Hinterachse eine neue Antriebsachse mit Elektromotor der ZF Friedrichshafen AG, die laut in-tech wesentlich wartungsärmer ist. Auch ansonsten wurde der Bus komplett für sein „zweites Leben“ (secondlife) generalüberholt. Er erhielt Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von 320 Kilowattstunden und soll damit sowohl im Hochsommer mit Klimatisierung als auch im Winter mit Heizung eine Reichweite von mindestens 200 Kilometern schaffen, also in einer Stadt wie Landhut tatsächlich einen vollen Zweischichtbetrieb schaffen und Batterie-schonend nachts wieder aufgeladen werden.

Nach umfassenden allgemeinen Praxistests und Fahrversuchen soll der E-Bus ab Mitte 2019 bei den Stadtwerken Landhut im Realbetrieb mit Fahrgästen auf verschiedenen Linien eingesetzt werden.

Schon mal für den Terminkalender 2019

Die eMove360 findet im Jahr 2019 von 15. bis 17. Oktober statt.