Impressionen von der Spielwarenmesse 2018
Tolle Spielzeuge so weit die Augen reichen
– Wer glaubt, dass der Besuch einer Spielwarenmesse eigentlich nur Freude bereiten kann, hat zwar prinzipiell nicht unrecht, aber für einen Fachjournalisten wie mich ist dieser Messebesuch immer mit Strapazen verbunden. Hier ein kleiner Bericht über die PressPreview-Veranstaltung am Tag vor der Messe und über ein paar weitere Messe-Highlights.
Ich war zwar auch heuer wieder drei Tage auf der Spielwarenmesse, aber dennoch habe ich nur einen kleinen Bruchteil der Spielzeug-Vielfalt dieses gigantischen „Schaufensters“ sehen können. Das liegt vor allem daran, dass ich wie in den letzten Jahren für das Messe-Sonderheft der Fachzeitschrift Eisenbahnmagazin in einem kleinen Spezialgebiet sehr intensiv recherchieren durfte: Technik rund um die Modelleisenbahn. Dieses Thema beschäftigt mich jedes Jahr den vollen ersten und zweiten Messetag, weil sich die dafür vorgesehenen zehn Druckseiten natürlich nicht von alleine füllen. Nachdem ich auch an sonstigen Technik-Themen immer sehr interessiert bin, nutze ich jedes Jahr sehr gerne den PressPreview am Vortag der Messe für einen Blick über den Tellerrand. Los ging es am 30. Januar um kurz vor 9 Uhr im NürnbergConvention Center am Osteingang des Messegeländes (NCC Ost) mit einer lautstarken Percussion-Einlage und einem kleinen etwas anderem Feuerwerk:
Diesmal präsentierten 32 Firmen ihre aktuellen Spielzeug-Highlights und es gab wieder eines zu sehen – von neuen Baggern, Baukästen und Brettspielen über Lernspielzeuge, Puppen und ein gigantisches Puzzle mit 48.000 Teilen bis hin zu Rennwagen und einer Vorschau auf den neuen „Tabaluga“-Kinofilm war für jeden Geschmack etwas dabei. Nachfolgend gibt es ein paar Fotos und Vorschaubilder zu Spielsachen, die mich besonders neugierig machten.
Rollender Spiel- und Lern-Roboter
Die Firma Wonder Workshop hat bereits im letzten Jahr den motorisierten pfiffigen Roboter „Dash“ für Kinder vorgestellt, der per Tablet bedient und programmiert wird. Jetzt wurde der größere Bruder „Cue“ präsentiert. Er ist für Kinder ab ca. zehn Jahren gedacht und ermöglicht einen spielerisch Einstieg in die JavaScript-Programmierung. Simona Honerbach vom Marketing von Wonder Workshop Europe erklärte mir sehr ausführlich die Einsatzmöglichkeiten von Cue:
Slot-Car-Rennwagen mit eigenem Abbild am Steuer
Wer von einem eigenen Porsche 911er Cabrio träumt, aber nicht den passenden Geldbeutel hat, kann sich diesen Traum jetzt im Maßstab 1:32 erfüllen. Andreas Stadlbauer, Geschäftsführer des Carrera-Bahn-Herstellers, zeigte mir in Nürnberg, wie einfach das jetzt bald möglich sein wird: Ab März 2018 kann man sich in der Carrera-World in der Nähe von Nürnberg von einem 3D-Scanner abtasten lassen. Auf dieser Basis wir dann im Maßstab 1.32 ein „Carrera Mini-Me“ mit einem 3D-Drucker gefertigt, von Hand nachbearbeitet, poliert und vorbildgerecht bemalt. Und diese Figur wird abschließend ans Lenkrad eines Carrera-Porsche 911 Cabrio gesetzt – fertig ist der Traum von einem eigenen Exemplar dieses Kult-Sportwagens. Dieses Spaß hat allerdings auch seinen Preis – inklusive dem Porsche-Rennwagen in der Digital 132-Rennbahn-Ausführung soll das Carrera Mini-Me ca. 300 Euro kosten. Wer sich so ein individualisierbares Cabrio-Modell gönnen möchte, aber nicht extra dafür nach Nürnberg fahren will, muss bis zum Herbst 2018 warten – dann geht der 3D-Scanner auf Tour zu ausgewählten Carrera-Spielwarenhändlern in ganz Deutschland.
Cockpit-Feeling dank Live-Videoübertragung aus dem Rennwagen
Im Maßstab 1:24 zeigte Carrera auf dem PressPreview noch eine weitere neue Spielzeug-Attraktion. Hinter der Windschutzscheibe des voraussichtlich ab Herbst 2018 lieferbaren Carrera Cam Car befindet sich eine gut auflösende Videokamera und mit Hilfe eines 5,8 GHz Funksenders geht das Live-Videos an eine FPV Videobrille. Alrernativ soll das Video auch mit Hilfe eines Adapters an ein Tablet oder ein Smartphone übertragen werden. Wie das ganze funktioniert, hat mit Stefan Fuchs, Entwicklungsleiter von Carrera auf dem PressPreview ausführlich erklärt:
App-Steuerung für Kinderzimmer-Holzeisenbahn
Auch im Vorschul-Kinderzimmer wird Technik immer präsenter. Auf dem PressPreview stelle Hape eine Lokomotive für eine Holzeisenbahnanlage vor die via Bluetooth von einem Smartphone oder einem Tablet-Computer gesteuert wird. Dennis Gies, Vorstand der Firma Hape, erklärte mir, wie die Kleinkind-gerechte Loksteuerung funktioniert und führte auch noch weitere neuen Holzeienbahn-Loks vor – u.a. eine Kurbel-Lok, deren Akku mit einer Handkurbel aufgeladen wird:
Technik-Baukasten für Kugelbahn und Robotik-Baukasten mit Kamera und Umweltsensor
Wie jedes Jahr zeigte Fischertechnik auch heuer wieder neue Baukästen für Jugendliche und Erwachsene. Größenmäßiges Highlights dieses Jahres ist der Kugelbahn-Baukasten Profi Dynamic XXL mit Material für eine Bahnlänge von 5,6 Metern und einem motorisierten Kugel-Lift. Das Technologie-Highlight von Fischertechnik ist in diesem Jahr das Robotics-TXT-Ergänzungsset „TXT SmartHome“ – er ermöglicht den spielerischen Einstieg in die Welt der Heimautomatisierung mit Hilfe einer motorisierbaren USB-Videokamera. Ebenfalls mitgeliefert wird ein programmierbarer und fernauslesbarer Umweltsensor für Luftfeuchtigkeit, Temperatur, CO2, Stickoxide und Kohlenmonoxid. Marcus Keller, Geschäftsführer von Fischertechnik, erklärte mir auf dem PressPreview am 30.1.2018 viele Details zu diesen beiden neuen Baukästen:
Seifenblasen-Kunst zum Träumen
Neben den zahlreichen Technik-Neuheiten hat mit auf dem PressPreview noch ganz einfaches Spielzeug ganz besonders fasziniert: Die Seifenblasen-Sets von Pustefix gibt es jetzt seit 70 Jahren und der Seifenblasen-Künstler „Dr.Bubbles“ zeigte uns Journalisten, was man alles mit diesem Traditions-Spielzeug anstellen kann, wenn man entsprechend übt:
Lego feiert drei Jubiläen
Nach dem PressPreview findet traditionell am Nachmittag ab 14 Uhr immer direkt am Messestand von Lego ein großes Pressegespräch statt. Der Hersteller des berühmten Noppen-Steines aus Dänemark feiert heuer gleich drei Jubiläen: vor 60 Jahren wurde dem Lego-Stein das Patent erteilt, seit nunmehr 40 Jahren gibt es die kleinen Mini-Figuren und seit 20 Jahren die Lego-Roboter. Allerdings war die Stimmung auf dem Pressegespräch etwas gedämpft, weil das Unternehmen am leicht rückläufigen Spielwarenmarkt in Deutschland (Umsatzvolumen minus 0,1 Prozent) angesichts immer größer werdender Konkurrenz mit einem Umsatzrückgang von 2,6 Prozent zurechtkommen musste. Dennoch sieht das Unternehmen optimistisch in die Zukunft und präsentierte wieder unzählige Neuheiten:
– So wird beispielsweise die Duplo-Eisenbahn mit Geräuschen und einer Automatisierung des Fahrbetriebs auf Basis von bunten Plättchen zwsichen den Gleisen modernisiert. Zudem erhält sich auch ein Funk-Interface zur Steuerung via Smartphone-App.
– Auch die Mischung von Bausteinen und der reellen Welt steht auf dem Lego-Programm. Dank einer Augmented-Reality-App kann man beispielsweise ein Lego-Piratenschiff auf eine echte Straße „zaubern“.
– Ein großes Thema für alle Altersgruppen wird heuer „Jurrasic World“ sein, denn es kommen Dinos für Duplo und tolle Spiel-Sets für große Kinder.
– Natürlich kommen passend zum neuen Star Wars-Film „Solo“ wieder neue Sets für die unzähligen Fans dieser Kino-Saga.
– Und für die ganz großen „Kinder“ hat Lego einen Technik-Bausatz des Bugatti Chiron mit nicht weniger als 3599 Steinen für den August 2018 angekündigt.
Ich hätte gerne ein paar eigene Bilder und auch ein Video von den unzähligen Neuheiten gezeigt, aber leider hat uns Journalisten Lego diesmal einen Maulkorb verpasst und uns im Ausstellungsbereich das Fotografieren und Filmen komplett unsagt – schade!
Eröffnungsfeier am Abend
Um 18:30 Uhr begann dann in der obersten Etage des NCC Ost traditionell die große Eröffnungsfeier der Spielwarenmesse mit einer tollen Showeinlage und mit ein paar Ansprachen. Eine davon hielt der Bayerische Finanzminister Dr. Markus Söder quasi als oberster Hausherr der Veranstaltung. Sie hatte durchaus humoristische Züge, war aber auch schon ein klein wenig vom bevorstehenden Wahlkampf beinflusst:
Anschließend fand dann noch die Verleihung des ToyAward 2018 in vier Kategorien statt:
– In der Kategorie Baby & Infant (0-3 Jahre) hat das Spielbahn Parkhaus „Kullerbü“ der Habermaas GmbH gewonnen.
– Der Award der Kategorie PreSchool (3-6 Jahre) ging an das „Robo Chameleon“ von Silverlit Toys Manufactory.
– In der Kategorie SchoolKids (6-10 Jahre) hat der Expermentierkasten „Pepper Mint und das Baumhaus-Abenteuer“ vom Franckh-Kosmos Verlag gewonnen.
– Der Award der Kategorie Teenager & Adults (ab 10 Jahre) wurde schließlich TAMIYA-CARSON Modellbau für einen ferngesteuerten VW T1 Samba Bus im Maßstab 1:87 verliehen.
Die Eröffnungsfeier endete mit einem Buffet und einem zwanglosen Gedankenaustausch zwischen den geladenen Gästen, der bis weit über 22 Uhr hinaus dauerte.
Modelleisenbahn-Gespräche in Messehalle 4A
Mein weiterer Messebesuch widmete sich am 31. Januar und 1. Februar voll und ganz meinen Recherchen für das Messeheft der Fachzeitschrift Eisenbahnmagazin. Für meine zehn Druckseiten führe ich viele Gespräche mit Modellbahnherstellern und Herstellern von Technik-Zubehör wie Gleisen, Weichen, Digitaldecoder, Beleuchtungen, Signalen, Geräuschelektroniken. So hat mir beispielsweise Dr. René F. Wilfer von Piko unter anderem seine neue ergonomisch gestylte Modellbahn-Steuerung vorgestellt.
Sie besteht aus einer kompakten DCC-Digitalzentrale, die bis zu 20 Loks gleichzeitig steuern kann und 2 Ampere Strom fürs Modellbahngleis liefert, sowie dem neuen Kabel-Handregler. Der Handregler PIKO SmartController light hat einem großen Drehknopf und ein vorbildlich kontrastreiches Display. Mit seiner Hilfe können an entsprechend ausgestatteten Lokomotiven mit DCC-Digitaldecoder bis zu 24 Lokfunktionen ausgelöst werden. Auch Weichen mit Digitaldecoder lassen sich vom Handregler aus der Ferne schalten. Das Basis Set aus Digitalzentrale und Handregler kostet 149 Euro. Zu Preisen zwischen 220 und 240 Euro kommen im Laufe des Jahres auch zahlreiche Startpackungen, die zusätzlich zum Basis Set ein Gleisoval und einen kompletten Zug in H0 (1:87) enthalten – und eine weiteres Startset für knapp 300 Euro enthält sogar einen zweiten Zug, zwei Weichen sowie ein Ausweichgleis. Am Basis Set lässt sich übrigens auch noch ein weiterer SmartController light anschließen.
Auch am Märklin-Stand gab es viel neues zu bewundern
So hat mir Wolfrad Bächle, Geschäftsführer Technik von Märklin, in einem Gespräch die Funktionsweise des Prototyps einer neuen winzigen Telex-Kupplung für H0-Modelle erklärt. Auch neue Signale im Maßstab 1:87 mit elektrisch bewegtem Flügel werden heuer eingeführt. Und natürlich wurden auch unzählige Loks und Wagen in den Maßstäben 1:220 (Spur Z), 1:87 (Spur H0) und 1:32 (Spur 1) vorgestellt. Das imposanteste neue Lokmodell am Messestand von Märklin das allererste unlackierte Prototyp-Muster einer 46 Zentimeter langen Spur 1-Dampflok mit realistischem Sound als Erwachsenen-Spielzeug zum Listenpreis von knapp 2400 Euro:
Die größte Attraktion der Modellbahn-Messehalle 4A war zweifelsohne ebenfalls am Stand von Märklin: die Original-Dampflok „Emma“ für die Innenaufnahmen zum neuen Film „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Das Thema und die Geschichte dieses Films basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Michael Ende und ist sicher vielen von den gleichnamigen Marionettentheater-Aufführungen der Augsburger Puppenkiste her bekannt, die auch seit 1961/62 immer wieder im Fernsehen gezeigt wurden. Und gleich neben der großen Lok konnten die Besucher die neue Märklin-Startpackung „Jim Knopf“ mit Infrarot-Fernbedienung ausprobieren sowie das tolle Diorama der „Insel mit zwei Bergen“ bewundern:
Jetzt kommen farbige 3D-Drucker
In der Modellbahnhalle gab es auch noch diverse weitere Technik-Faszinationen. So wurden beispielsweise von der Firma XYZprinting einige 3D-Drucker in Aktion vorgeführt. Diese Technologie kommt auch bei Modellbahnzubehör-Herstellern und ambitionierten Bastlern immer mehr zum Einsatz. Das Highlight dieses Messestandes war der „da Vinci Color“. Er druckt schichtweise ein farbloses Filament, das dann anschließend mit einer ölhaltigen Tinte mit Hilfe von vier Farbkartuschen gefärbt wird, bevor die nächste Filament-Schicht gedruckt wird. Die unten sichtbaren gedruckten Musterobjekte machten bereits einen sehr guten Eindruck. Allerdings ist dieser neue Drucker noch ein gutes Stück vom Privateinsatz entfernt, weil er mit 3599 Euro natürlich seinen Preis hat.