Digitale Wasserzähler – muss das sein?
Zweifelhafter Fortschritt auf Kosten der Kunden
– Ich bin ja durchaus sehr aufgeschlossen, wenn es um neue Technologien geht, wie beispielsweise Smarthome-Systeme. Aber manchmal frage ich mich, ob diese nicht gewaltig über das Ziel hinaus schießen. Laut einem Bericht in der gedruckten Ausgabe der Ebersberger Zeitung (Merkur) vom 19.7.2017 will jetzt Kirchseeon als erste Gemeinde im Landkreis Ebersberg digitale Wasserzähler mit Funktechnik einführen. Natürlich sind auch schon andere Gemeinden in anderen Landkreisen auf diesen Zug aufgesprungen, aber jetzt spüre ich durch die Einführung in unserer Nachbargemeinde, dass vielleicht auch bald bei uns in Zorneding dieser „Fortschritt“ kommen könnte, den letzten Endes wir Kunden sehr teuer bezahlen müssten – sowohl monetär als auch beispielsweise in Sachen informationeller Selbstbestimmung. Muss es unbedingt sein, dass ein Wasserzähler fast vier Millionen Mal im Jahr seinen Zählerstand und weitere Daten als Funktelegramm sendet, der ohnehin vom Versorger nur einmal im Jahr ausgelesen werden soll?
Zum Thema Wasserzähler für Kirchseeon habe ich mir deshalb letzte Woche umfassend Gedanken gemacht, die ich in einem Leserbrief an die Ebersberger Zeitung ausformuliert habe. Dieser Leserbrief ist gestern (25. Juli) unter dem Titel „Teuerer Firlefanz“ erfreulicher Weise auch abgedruckt worden und ich möchte ihn hier auf meiner Homepage nachträglich noch einmal wiedergeben:
„Fortschritt um jeden Preis?
Ich frage mich, welchen großen Vorteil digitale Funk-Wasserzähler für uns Kunden haben sollen. Sie funken beispielsweise in der Gemeinde Schliersee alle acht Sekunden einmal ihren Zählerstand und weitere Informationen, damit das Wasserwerk schön bequem einmal im Jahr bei der Zählerablesung quasi im Vorbeifahren nicht ins Haus kommen muss! Welch ein Fortschritt, den man mit dem nicht mehr stören der Privatsphäre von Wasserkunden begründet. Dabei kam zumindest bei uns in Zorneding bislang der Wasserzweckverband ohnehin nur noch ins Haus, wenn der Eigentümer wechselte oder der Zähler wegen der bei uns üblichen sechsjährigen Eichfrist ausgetauscht werden musste. Künftig will sich also das Wasserwerk Kirchseeon noch ein weiteres Mal jegliche persönliche Kundenansprache sparen – samt Zählerablesekarte. Zudem erhofft es sich, dass der viel teurere elektronische Wasserzähler nur alle 15 Jahre ausgetauscht werden muss – das halte ich für sehr ambitioniert.
Ich sehe diesen Fortschritt sehr skeptisch! Das hat einerseits etwas mit dem Datenschutz und der informationellen Selbstbestimmung von beispielsweise Eigenheimbesitzern zu tun – ich denke, dass das Wasserwerk nicht wissen muss, wann und wie oft ich nachts aufs „Klo“ gehe oder wie oft/wenig ich im Jahr Urlaub mache. Auch die Datensicherheit sehe ich bei diesen Geräten nicht so recht gewährleistet. Wenn das Funktelegramm eines jeden Wasserzählers fast vier Millionen Mal im Jahr gesendet wird, ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis dieses Funktelegramm entschlüsselt wird. Damit ist leider durchaus denkbar, dass jemand mit krummen Gedanken nur die Wasserzählertelegramme mit einer kleinen in Hausnähe abgestellten Box für ein paar Stunden erfassen muss, um zu wissen, ob jemand im Haus ist.
Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn man den Haus-Zählerstand für eine Nebenkostenabrechnung mit den Wohnungszählern benötigt, weil man künftig nicht mehr weiß, wann genau die Zählerablesung stattfindet. Schließlich sehe ich auch die Reichweite der 868-MHz-Funktechnik mit gemischten Gefühlen. Wer schon mal mit Smarthome-Systemen für Lichtschalter, Heizkörper, Fenstersensoren und Rolladenmotoren gespielt hat, weiß wie problematisch die Reichweite ist, wenn im Keller irgendwas über so ein System zu schalten. Nachdem sich ein Großteil der Hauswasserzähler im Keller befindet, wird es für mich sehr spannend, wie gut das in Kirchseeon funktioniert. Und zu guter Letzt zahlt der Wasserkunde auch noch diesen teuren Firlefanz.
Peter Pernsteiner“