Denken wir neu – Arbeitszeit muss flexibler werden
Besuch bei Mittelständler ISARIA in Oberpframmern
– Im Rahmen einer politischen Weiterbildungstour durch den Landkreis Ebersberg besuchten wir*)siehe nächster Absatz) einen Mittelstandsbetrieb im Gewerbegebiet Aich bei Oberpframmern. Die ISARIA Corporate Design AG wurde 1974 in Zorneding gegründet und hat sich von Beginn an auf die Erstellung von Markenauftritten und individuellen Lösungen für den Shop- und Wiederverkaufsbereich spezialisiert. Sehr schnell musste das Unternehmen damals aber trotz optimaler Nähe zur S-Bahn umgesiedelt werden in das Gewerbegebiet Aich bei Oberpframmern, da es in Zorneding seinerzeit kein Flächenpotenzial für ein wachsendes Unternehmen gab. Schade, denn heute beschäftigt ISARIA in Aich mehr als 100 Mitarbeiter und hatte 2016 einen stattlichen Umsatz von 50 Millionen Euro.
*) Die ISARIA Corporate Design AG ist ein innovativer, international tätiger Dienstleister mit Firmensitz im Landkreis Ebersberg. Das mittelständische Unternehmen hat über 100 Mitarbeiter und wünscht sich von der Politik unter anderem flexiblere Arbeitszeiten und weniger Bürokratie. Gastgeber der Firmenbesichtigung waren die beiden Unternehmens-Vorstände Thomas Burkard und Matthias Krusche. Zu Gast waren der FDP-Landesvorsitzende Albert Duin, der FDP-Bundestagskandidat des Wahlkreises Ebersberg-Erding Peter Pernsteiner, der FDP-Kreisverbands-Vorsitzende Alexander Müller, die FDP-Kreisverbands-Schatzmeisterin Dr. Susanne Markmiller und Wolfgang Stranak, stellvertretender Vorstand des FDP-Ortsverbandes Zorneding.
Informationen über ISARIA: www.isaria.com
Weltweit aktiv
Die weltweit agierende ISARIA Corporate Design AG bedient eine Vielzahl der Global Player der Automobilbranche – aber auch namhafte Kunden aus Handel, Banken und Versicherungen. Als ein führender Komplettanbieter für ganzheitliche Markenwelten schafft sie seit 1974 individuelle Lösungen in Serie für den Shop- und Retailbereich, wie z.B. die Konzipierung des kompletten Markenauftritts für BMW Motorrad oder auch für die Neueinführung der Elektroautos der BMW-i-Reihe. Zu den weiteren Kunden von ISARIA zählen z.B. Allianz, Axa, HypoVereinsbank, O2, Ravensburger, Rodenstock, Sky, Telekom, Vodafone oder Wüstenrot.
Zum Lieferspektrum des Unternehmens gehören selbstverständlich auch Schauraumausstattungen, Sitzmöbel und Raumelemente ebenso wie Schaufenstersysteme, Farbmustertafeln und ganze Farbmusterwände für den Automobilverkauf. Aber auch digitale Werbedisplays – sogenannte Digital-Signage-Monitore – bietet ISARIA mit an. Diese können bei Bedarf zentral für Werbekampagnen angesteuert und auch inhaltlich aktualisiert werden. Um dem wachsenden Servicebedarf der Kunden gerecht zu werden, bietet ISARIA neben der fachgerechten Montage eine Vielzahl weiterer Serviceleistungen bis hin zum Generalunternehmer an.
Das Unternehmen in Aich umfasst inzwischen mehrere Gebäudekomplexe, in denen neben großzügigen Präsentationsräumen für Muster-Läden und Muster-Einrichtungen auch eine eindrucksvolle Designabteilung und ein eigener Musterbau untergebracht sind. Stolz ist der ISARIA-Vorstand Matthias Krusche auch darüber, dass das Unternehmen jedes Jahr etwa drei neue Auszubildende einstellt – in der Regel für den Abschluss als Industriekaufmann oder als Produktdesigner. Allerdings gesteht Krusche ein: „Unsere Auszubildenden haben das Problem, dass unser Standort sehr abgelegen ist. Von Zorneding nach Aich und Oberpframmern geht an Werktagen – gerade morgens und abends – viel zu selten ein MVV-Bus. Deshalb müssen wir auch oft in irgendeiner Form, insbesondere für Auszubildende ohne Auto, einen Fahrservice organisieren!“
Partnerschaften im Nahbereich
In den Anfangsjahren hat das Unternehmen noch vieles komplett selbst produziert. Nachdem dieses Geschäft aber im Volumen und auch in der technischen Realisierungsart extrem schwankt, wäre dies mit einer entsprechend großen Stamm-Belegschaft betriebswirtschaftlich nicht machbar. Deshalb baut ISARIA Corporate Design AG stark auf Partnerschaften im Umkreis von ca. 100 bis 150 Kilometer um München und erwirtschaftet auf dieser Basis 80 bis 85 Prozent der Wertschöpfung des Unternehmens. Inklusive den Zulieferbetrieben hängen an der Aktiengesellschaft rund 500 Mitarbeiter. Der ISARIA-Vorstand Thomas Burkard legte bei unserem Besichtigungstermin großen Wert darauf, dass ihm „sehr viel an langfristigen Partnerschaften mit Zulieferern liegt. Dabei ist uns sehr wohl bewusst, dass ein zuverlässiger Partner auch vernünftig Geld verdienen muss, um stets für uns verfügbar zu sein.“
ISARIA versteht sich als Komplettanbieter mit Full-Service von der Planung samt Aufmaß der jeweiligen Örtlichkeiten über die Produktion und Errichtung bis hin zum Qualitätsmanagement. Es gibt auch Fälle in der Automobilbranche, bei denen die Innenausstattung ganz individuell komplett von Hand hergestellt wird – egal ob dabei Stoffe, Edelhölzer oder Kunststoffe zum Einsatz kommen. Ein ganz großes Thema ist seit geraumer Zeit laut Matthias Krusche „die Digitalisierung im Autohaus. Deshalb führen wir auch mindestens einmal im Jahr einen Innovationstag für unsere Kunden durch, bei dem wir mit Fallbeispielen zeigen, was heute alles digital möglich ist.“ Und noch eines ist dem ISARIA-Vorstand Matthias Krusche für die Geschäftsbeziehungen seines Hauses sehr wichtig: „Wir verwalten keine Kunden, sondern betreuen sie.“
Arbeitsrecht gefährdet Konkurrenzfähigkeit
Beim Besichtigungstermin kam allerdings in der anschließenden Diskussionsrunde zur Sprache, dass ISARIA mit dem Arbeitsrecht zu kämpfen hat. „Wenn man hier nicht bald umdenkt und dafür sorgt, dass die Arbeitszeiten wieder deutlich flexibler werden, dürften wir künftig noch mehr Aufträge an ausländische Konkurrenten verlieren“, befürchtet Matthias Krusche: „Wir haben nun mal in unserer Branche das Problem, dass beispielsweise Ladeneinrichtungen möglichst außerhalb der normalen Öffnungszeiten um- und aufgebaut werden müssen. Und wenn kurzfristig ein Kunde beispielsweise einen Messeauftritt oder ein neues Ladenkonzept haben will, müssten wir eigentlich ebenfalls in größerem Rahmen Arbeitszeiten rangieren können, als es heute gesetzlich erlaubt ist.“ Einfach entsprechend mehr Personal einzustellen, ist für Thomas Burkard keine Lösung: „Trotz unserer Betriebsgröße können wir es uns wirtschaftlich nicht erlauben, in größerem Maß Fulltime-Mitarbeiter vorzuhalten, die dann mehrmals im Jahr längere Leerlaufphasen haben.“
Auch der FDP-Landesvorsitzende Albert Duin bestätigte bei der Diskussion, dass er dieses Problem in seiner Firma Induktor im Münchner Westen zur Genüge kennt: „Wenn ein guter Stammkunde am Freitag-Mittag kurzfristig eine größere Menge von speziell für ihn konfektionierten Ringkerntransformatoren bestellt, dann erwartet dieser auch von uns, dass sie bereits am Montag-Mittag zum Postversand gehen oder persönlich abgeholt werden können und nicht erst zwei Tage später.“ Deshalb fordert auch Albert Duin: „Wir müssen in Sachen Arbeitsrecht unbedingt neu denken, wenn Deutschland als Industriestandort überleben will.“