Modellbahn-Stammtisch ganz anders

In diesen Spur 1-Soeisewagen von Märklin hat Fritz Göbel stimmungsvolle Tischlampen eines Kleinserienherstellers und auch Figuren eingebaut.
(Foto: Peter Pernsteiner)

Bericht von einem Hobby-Stammtisch, der nicht in einer Wirtschaft stattfindet

– In der Regel treffen sich Modelleisenbahner und so manch andere Hobbyisten für ihre regelmäßigen Stammtische zum Gedankenaustausch in einer Gaststätte. Bei den Spur 1-Modellbahnern im Münchner Osten ist dies aber anders. Sie treffen sich seit nunmehr vier Jahren einmal alle zwei Monate (meist am ersten Freitag der ungeraden Monate) in einer Lagerhalle in München-Trudering zu einem „Fahr-Stammtisch“. Das bedeutet, dass jeder der Lust hat, seine Spur 1-Lokomotiven im Maßstab 1:32 mitzubringen, diese auch fahren lassen kann.

Reinhold Brenner, der Inhaber dieser  Halle räumt hierzu immer die „Waschhalle“ für seine Lastwagen und Schausteller-Anhänger vorübergehend leer und baut dann eine mobile rollfähige Modul-Modellbahnanlage (zweigleisiges Oval mit etwa 16 x 6 Metern Größe) auf. Am 5. Janaur 2018 war es ab ca. 18 Uhr wieder so weit – diesmal kamen mehr als 50 ambitionierte  Modellbahner und fachsimpelten bis ca. 23 Uhr ausgiebig über alle möglichen und unmöglichen Dinge.

Eigenbau-Car-System im Maßstab 1:32 mit von Wolfgang Schubert selbst gebauten Messing-Fahrgestellen samt leichtgängiger Magnetbahn-Lenkung.
(Foto: Peter Pernsteiner

Auch diesmal brachten wieder einige ihre liebevoll selbst umgebauten Modelle mit. So hatte Fritz Göbel einen 75 cm langen umgebauten Märklin-Speisewagen dabei, den er mit Tischlampen des Kleinserienherstellers Dingler ausgestattet hat. Wolfgang Schubert hat für das Eigenbau-Car-System mit Magnetleitbahn unter der Straße unter anderem zwei Feuerwehren mit Abstandsautomatik fahren lassen – beide Fahrzeuge (ein VW-Käfer und eine Tempo-Dreirad) wurden mit Licht und Sound ausgestattet und erhielten in aufwendiger Handarbeit ein Messing-Fahrgestell mit leichtgänger Magnetbahn-Lenkung.

Thomas Bauer aus Mühldorf zeigte eine selbst gebaute Dampfschneeschleuder mit Gasbrenner für den Echtdampfantrieb.
(Foto: Peter Pernsteiner)

Wirklich ein Erlebnis war die Vorführung der vorbildgerechten Dampschneeschleuder von Thomas Bauer aus Mühldorf. Das Modell der Henschel-Dampfschneeschleuder hat einen mit Gas-befeuertem Echtdampf-Antrieb von Regner für einen miniatursierten Schiffsdiesel-Motor zum Antrieb der Schneeschleuder-Turbine. Es ist aus Metall gefertigt und hat an den Außenseiten eine Echtholzbeplankung. Fortbewegt wurde die Schneeschleuder am Stammtischabend von einer Nohab-Lok der Firma ESU, die per Funkfernsteuerung bedient wurde. Wer das 1:32-Modell der Dampfschneeschleuder in Aktion erleben will – ich habe vom Stammtisch-Einsatz ein kleines YouTube-Video gedreht:

Ebenfalls sehr sehenswert waren zwei von Michael Kaufmann digital umgebaute und gealteterten Hübner-Dampfloks der Baureihe 64, ein dazu passendes Orignal-Loknummernschild und ein Original Betriebsbuch der Dampflok 64 233 aus den 1930er-Jahren .

Michael Kaufmann hat zwei Damploks der Baureihe 64 aufwendig mit neuer Elektronik ausgestattet und liebevoll mit realistischem Betriebsschmutz“ verziert (gealtert).
(Foto: Peter Pernsteiner)

Michael Kaufmann hat zwei Damploks der Baureihe 64 aufwendig mit neuer Elektronik ausgestattet und liebevoll mit realistischem Betriebsschmutz“ verziert (gealtert).
(Foto: Peter Pernsteiner)

 

Am Stammtischabend gab es auch diverse Neuheiten von ein paar Kleinserienherstellern zu bewundern, wie beispielsweise ein neues Figurenmodell der Firma Wema-Bahnatelier – die 55 Millimeter hohe reisende Dame mit Koffer wird in Deutschland gefertigt und liebvoll von Hand bemalt.

Fein detailliertes 1:32-Figurenmodell von Wema-Bahnatelier.
(Foto: Peter Pernsteiner)

Nachdem der Fahrstammtisch im Münchner Osten immer schon um 18 Uhr beginnt, bringen natürlich auch viele Modellbahner „Hunger“ mit. Toll, dass sich Reinhold Brenner, der Initiator dieses Stammtisches  immer höchstpersönlich um dieses Problem kümmert – allerdings kocht er nicht selbst, sondern setzt sich mit einem weiteren Modellbahner ins Auto und holt Essen aus einer guten  Pizzeria in München-Trudering. Diesmal war das eine echte logistische Herausforderung, weil über 30 Pizzen und einige ander Sachen von den Stammtischbesucher bestellt wurden – aber wie immer hat es sehr gut funktioniert und die knusprigen Pizzen waren auch noch warm.

Reinhold Brenner sorgt am Stammtisch auch fürs leibliche Wohl und holt mit seinem Auto Pizzen aus Trudering.
(Foto: Peter Pernsteiner)