Sattelberger über Trump und Chinesen

Politischer Aschermittwoch in Altenerding am 1.3.2017 – von links nach rechts Peter Pernsteiner (FDP-Bundestagskandidat für Ebersberg-Erding), Thomas Sattelberger (FDP-Bundestagskandidat für München-Süd), Thomas Schuster (Kreisvorsitzender der FDP Erding) (Foto: FDP Erding)

 

Thomas Sattelberger: „Es war die größte Dummheit, dass die deutsche Industrie Kuka nicht gekauft hat, sondern den Chinesen überlassen hat.“

Sattelberger sieht mit Donald Trump „ungemütliche nächste vier Jahre“ auf uns zukommen

Am 1. März fand in Altenerding der Politische Aschermittwoch des FDP Kreisverbandes Erding statt. Ich freue mich sehr, dass ich an diesem Abend mit dabei sein konnte und mich als FDP-Bundestagskandidat für den Wahlkreis Ebersberg-Erding ein paar Minuten lang vorstellen durfte. Noch mehr freute mich aber, dass Thomas Sattelberger, FDP-Bundestagskandidat für München-Süd, einen sehr aufrüttelnden Gastvortrag zum Thema „Deutschland im Sandwich zwischen Maschinenland China und Digital House USA“ hielt.

Der ehemalige Bereichsvorstand der Lufthansa AG, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Continental AG sowie Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Telekom AG, Thomas Sattelberger bekräftigte in seinem Vortrag, dass die Digitalisierung jetzt in die gesamte Gesellschaft eindringt. So wertet beispielsweise derzeit Palantir Technologies in Kooperation mit dem Pharmariesen Merck die Daten von Millionen Krebskranken aus, um die Krebsbekämpfung voranzubringen. Und Merck scheint diese Kooperation laut Sattelberger sehr viel Geld wert zu sein.

Thomas Sattelberger beim Politischen Aschermittwoch der FDP Erding
(Foto: Peter Pernsteiner)

Zu wenige Innovationen

Sattelberger ermahnte, dass wir in Deutschland unbedingt Leitbranchen brauchen. Die Energiebranche ist aus seiner Sicht „bereits in die Knie gegangen“. Einige Banken sind todkrank und die Automobilindustrie muss aufpassen, dass es ihr nicht ähnlich geht. Er ist zwar noch sehr zuversichtlich, weil von den weltweit ca. 3000 Hidden Champions (versteckte Marktführer) immerhin noch die Hälfte in Deutschland sind. Es gibt aber heute leider 100.000 Mittelständler, die zu wenig im Bereich der Innovationen machen! So weiß beispielsweise keiner, der Nockenwellen produziert, was er in 10 Jahren macht.

Außerdem ist Sattelberger sehr beunruhigt, dass es 2002 noch 42 Prozent Innovatoren im Mittelstand gab, während es heute nur mehr 28 Prozent sind.

Zudem stieg im selben Zeitraum das Durchschnittsalter der Führungskräfte von 45 auf 51 Jahre. Er warnte, dass nur noch 12 Prozent aller Wirtschaftslenker unter 45 Jahre sind und dass ältere Firmenlenker in der Regel weniger investieren, als junge. Eigentlich fehlt in den deutschen Unternehmen nicht nur Geld für mehr Entwicklungen, sondern fehlen auch Führungskräfte mit digitalem Knowhow.

Thomas Sattelberger beim Politischen Aschermittwoch der FDP Erding
(Foto: Peter Pernsteiner)

China kauft immer mehr Sahnestückchen

Die Entwicklung von China hat Sattelberger sehr lange beobachtet. Er beschreibt sie in fünf Phasen:

1. Kopieren von Produkten

2. Staatliche Qualitätssteuerung zur Erlangung eines Niveaus von zunächst mindestens 50 % der Qualität der Produkte westlicher Hersteller.

3. Das politische Ziel, der größte Maschinenbauer der Welt zu werden – dies wurde bereits 2008 erreicht.

4. Größte Exportnation zu werden – auch das ist mittlerweile erreicht.

5. Und heute: das Aufkaufen von Sahnestückchen auf der ganzen Welt.

Sehr beängstigend ist aus Sicht von Sattelberger auch, dass China immer stärker in Deutschland investiert. 2015 wurden immerhin schon 0,5 Milliarden US-Dollar in Deutschland investiert und jetzt sind es bereits sehr beunruhigende 10,7 Milliarden US-Dollar. Aus Sicht von Sattelberger hat der Kauf von Kuka den Chinesen fünf Jahre Entwicklungsarbeit gespart! Er ist fest davon überzeugt: „Es war die größte Dummheit, dass die deutsche Industrie Kuka nicht gekauft hat, sondern den Chinesen überlassen hat.“

China ist ein Maschinenhaus, das intensiv in die Digitalisierung investiert hat. Wir müssen unbedingt eine Aufholjagd in der Digitalisierung machen. Deshalb müssen wir auch unbedingt im Hightech-Bereich definieren, in welchen Sektoren man bei uns als andere Großmacht nicht investieren darf.

Thomas Sattelberger (links) und Thomas Schuster (Kreisvorsitzender der FDP Erding) beim Politischen Aschermittwoch der FDP Erding
(Foto: Peter Pernsteiner)

Es gibt viel zu tun

Für Deutschland sieht Thomas Sattelberger unter anderem folgende Handlungsfelder:

– Internet-basiertes Gründertum in unserem Lande ist wichtig. Deshalb muss dies steuerrechtlich gefördert werden.

– Der etablierte Mittelstand muss seinen Aufwand für Forschung und Entwicklung deutlich erhöhen. Derzeit investieren laut einer KfW-Analyse nur 30 Prozent dieser Unternehmen in F&E – es sollten aber zumindest 50 bis 60 Prozent der Unternehmen sein.

– Die Führungsstruktur der Unternehmen muss sich massiv ändern, denn: „Enge autoritäre Führung ist der Feind von Innovationen.“

– Informatikkompetenz vorantreiben und Raum für die Entfaltung der Mitarbeiter schaffen.

– Im Bereich der Bildung unbedingt die Digitalisierung deutlich mehr fördern.

– In Deutschland muss sowohl in die Hochschulausbildung als auch in die sonstigen Bildungssysteme mehr investiert werden.

– Kompetenzen müssen besser vermischt werden. Informatiker müssen mehr vom Maschinenbau verstehen können und umgekehrt.

Sattelberger findet es übrigens auch sehr traurig, dass der Einzelhandel erst 15 Jahre nach dem Start von Amazon endlich auf die Idee kommt, E-Commerce in die kaufmännische Ausbildung stärker einzubringen!

Außerdem schätzt er, dass man „Spätestens im Jahr 2020 über ein neues Betriebsverfassungsgesetz diskutieren muss, das den IT-Heimarbeitsstrukturen gerecht wird!“

Politischer Aschermittwoch bei der FDP Erding am 1.3.2017 in Altenerding (Foto: Peter Pernsteiner)

USA schottet sich noch stärker ab

Nicht nur China bringt Deutschland immer mehr ins digitale Hintertreffen. Das gilt ebenfalls für die USA. Das Land wird seine Digitalisierung durch Abschottung im Bereich des Maschinenbaus massiv ausbauen! Sattelberger belegte dies bei seinem Vortrag sehr umfassend.

Auch nach dem Vortrag stand USA sehr im Fokus. So fragte Thomas Schuster, der Kreisvorsitzende der FDP-Erding, seinen Gastredner Thomas Sattelberger nach dessen Einschätzung zur Politik von Donald Trump:

Sattelberger, ehemaliges Vorstandsmitglied diverser im Dax notierter deutscher Unternehmen, sieht auf uns alle „ungemütliche nächste vier Jahre“ zukommen. Er zieht in seiner sehr ausführlichen fünf Minuten langen Antwort den ernüchternden Schluss, dass Trump Ernst macht mit dem Protektionismus. Allerdings ist Sattelberger zuversichtlich: „hoffentlich nur die nächsten vier Jahre wird es eine Phase geben, wo man auf der Welt ein Stück die Zäune hochzieht.“ Sattelberger bekräftigt aber, dass wir Liberalen uns diesem Thema stellen müssen, wenn sich die größte Handelsmacht der Welt so aufstellt. Außerdem erinnert Sattelberger, dass die Briten den Protektionismus im Arbeitsmarkt schon vorher begonnen haben.

Zur Entwicklung der amerikanischen Börse äußerte er, dass insbesondere die Kurse der Rüstungsbranche und der Bankenbranche gestiegen sind. Dies hängt natürlich sehr wesentlich mit den Konkretisierungen der Wahlversprechen zusammen, den Verteidigungsetat um zehn Prozent zu erhöhen. Die deutschen Banken liegen am Boden und die amerikanischen Banken wurden überwiegend gerettet oder haben sich selbst aus dem Sumpf gezogen. Sie erleben jetzt die Hoffnung der Deregulierung, dass die verschärften Vorschriften dank Trump deutlich gelockert oder sogar aufgehoben werden.

Die Antwort von Thomas Sattelberger zu Donald Trump und seiner Politik ist auch als fünf Minuten langes Video unter folgendem Link bei YouTube zu finden https://youtu.be/BMn9Hab1lKw oder direkt hier im Vorschaufenster zu sehen:

Peter Pernsteiner (Bundestagskandidat der FDP Ebersberg und FDP Erding) beim Politischen Aschermittwoch am 1.3.2017 in Altenerding. (Foto: FDP Erding)

Fazit: Der Politische Aschermittwoch der FDP Erding war wirklich ein toller Abend mit einem sehr nachdenkenswerten Vortrag von Thomas Sattelberger.