Elektromobilität auf der bauma 2019
Lärm- und Abgasreduzierung für die Baubranche
– Auf der Baumaschinenmesse bauma gab es unter anderem unzählige Akku-Werkzeuge für den mobilen Baustelleneinsatz und so manches Fahrzeug mit Elektroantrieb oder in Hybridtechnik. Ein paar davon habe ich mir beim Messebesuch am 10.4. genauer angesehen und ein XXL-Elektrofahrzeug von Liebherr mit gigantischer Akkukapazität hat mich so fasziniert, dass ich spontan eine Video-Interview-Reportage gedreht habe (siehe unten).
Der Kettensägen-Spezialist Stihl hat für seine Werkzeuglinie „Professionell“ eine aktuelle Akku-Motorsäge gezeigt und erwähnte bei dieser Gelegenheit, dass bald auch ein Modell mit robusterer breiter Kette kommen wird. Die 36-Volt-Akkus für diese Profi-Linie wurden kürzlich um das Modell AP 300 S ergänzt, das bei einem Gewicht von 1,8 Kilogramm mit drei parallel geschalteten Akkueinheiten eine Nennkapazität von 7,2 Ah bietet. Kompatibel sind diese Akkus derzeit bereits zu 2 Astscheren, 2 Blasgeräten, 8 Heckenscheren, 2 Heckenschneider nmit Winkelkopf, 2 Hochentastern (auch unter dem Begriff „Giraffe“ bekannt), 1 Kehrgerät, 6 Motorsägen, 6 Motorsensen, 5 Rasenmäher, 1 Trennschleifer und ein Kombi-Motor-Gerät mit wechselbaren Werkzeugen.
Würth setzt künftig auf selbst entwickelte und auch selbst produzierte Akku-Werkzeuge. Hierzu gründete das Unternehmen bereits im Dezember 2018 ein Joint Venture mit dem auf Akkutechnologien spezialisierten Hersteller Techtronic Industries. Die neue „Würth Master Power Tools LTD“ mit Firmensitz in Hongkong will damit unabhängig von Fremdzulieferern werden. Auf der bauma wurden die ersten zwei Akkugeräte mit der neuen 18-Volt-Stromversorgung gezeigt – der bereits lieferbare Akku-Bohrschrauber ABS-18 Compact und ein neuer Winkelschleifer.
Für den Baustellentransport von kleineren Mengen unter beengten Platzverhältnissen hat Ausa seinen Knicklenk-Kleinlader/Dumper D 100 AHA auf der bauma in einer neuen Variante mit reinem Elektroantrieb geziegt. Der Dumper hat in dieser Elektrovariante 1,65 Tonnen Gewicht, 15 KW Leistung, 3,19 Metern Länge und 1,1 Metern Breite. In seine Kipp-Ladefläche mit 1000 Kilo Traglast passt ein Fassungvolumen von 565 Litern (345 Liter bei Flüssigkeiten). Nachgeladen wir er in acht Stunden über eine 230 Volt-Steckdose und mit einer Akkuladung soll er 6 Betriebsstunden schaffen.
Beispielsweise Komatsu zeigte den rund 36 Tonnen schweren Hybrid-Hydraulikbagger HB365NLC-3 mit elektrischem Schwenkmotorgenerator. Dieser wandelt die kinetische Energie des schwenkenden Oberwagens mittels Wechselrichter in Strom für einen großen Pufferkondensator um und versorgt damit einen Generatormotor zur Unterstützung des Verbrennungsmotors und damit verbundenen Beschleunigung des Schwenkvorgangs. Der knapp 37 Tonnen schwere Bagger hat ein Löffelvolumen von 2,66 Kubikmetern.
Deutlich kleiner, aber dafür vollständig elektrisch ist der von Volvo vorgestellte Prototyp des ECR25 Elektrisch. Dieser Klein-Löffelbagger mit einem Gewicht von 2,5 Tonnen und einer maximalen Grabtiefe von 2,76 Metern und einer maximalen Schütthöhe von 3,07 Metern soll mithilfe seines 48-Volt-Akkus bis zu acht Stunden Einsatzzeit ermöglichen. Dank Betriebsspannung von 48 Volt sieht Volvo große Vorteile in den deutlich vereinfachten Wartungspersonal-Anforderungen – weil hierfür kein Sicherheitszertifikat erforderlich ist. Zur Ladung des Akkus innerhalb von 12 Stunden soll ein konventioneller 230-Volt Stromanschluss genügen. Auf den Markt kommen soll der Löffelbagger wie auch der ebenfalls vorgestellte 4,9 Tonnen schwere Radlader L25 Elektrisch mit 0,9 Kubikmeter Standardschaufel bzw. 2 Tonnen Gabelnutzlast im Laufe des Jahres 2020. Zur Akkutechnologie und auch zur Akkukapazität hat Volvo aber auf der Messe noch keine Auskünfte erteilen wollen.
Volkswagen Nutzfahrzeuge hatte neben seinem konventionell angetriebenen im Herbst kommenden neuen Transporter T6.1 auch ein Exemplar vom aktuellen Elektrotransporter e-Crafter auf dem Messestand. Allerdings hatten die vier neben diesen Fahrzeug miteinander diskutierenden Standmitarbeiter keine Zeit für die Fragen eines Journalisten und auch ein Interview verneinten sie mir leider – schade.
Akku-Drehbohrgerät LB 16 unplugged von Liebherr
Sehr viel Zeit für mich genommen hat sich hingegen Wolfgang Pfister von Liebherr zur Diskussion über ein gigantisches Akku-Drehbohrgerät, das auf der bauma als Weltneuheit vorgestellt wurde – deshalb habe ich auch spontan mit Herrn Pfister ein ausführliches Videointerview gedreht (Vorschaufenster siehe unten). Der LB 16 unplugged kann bis zu 34,5 Meter tiefe Löcher mit bis 1,5 Metern Durchmesser bohren und seine Lithium-Ionen-Akkus reichen wohl für zehn Stunden Baustelleneinsatz. Hierzu wurden am oberen hinteren Ende dieses etwas anderen „Elektromobils“ zwölf Akku-Packs mit je 60 Kilowattstunden Nennleistung (bei einer Akkuspannung von ca. 400 Volt) verbaut. Geladen wird das Gerät je nach verfügbarem Baustellenstrom mit 32, 63 oder 125 Ampere. Bei 63 Ampere soll eine Komplettladung ca. 12 bis 14 Stunden dauern und bei 125 Ampere ist laut Liebherr eine Schnellladung innerhalb von nur 7 Stunden möglich.
Das geräuscharm arbeitende Spezialtiefbaugerät für das Kelly-Bohrverfahren ist einsatzbereit rund 7 bis 8 Meter lang, 3,7 Meter breit und 20 Meter hoch und wiegt 55 Tonnen. Trotz dieser Abmessung kann der Akkubohrer innerhalb kurzer Zeit transportfähig gemacht werden und auf einem konventionellen Tieflader ohne Überbreite auf die Reise geschickt werden. Hierzu wird er laut Liebherr auf 2,5 Meter Breite, 15,36 Meter Länge und 3,37 Meter Höhe „zusammengefahren“ und das Transportgewicht auf 38 Tonnen reduziert.
Wolfgang Pfister, Marketingleiter der Liebherr-Werk Nenzing GmbH, hat mir den Drehbohrer sehr ausführlich am 10.4.2019 auf der bauma im Rahmen eines YouTube-Videointerviews gezeigt und erklärt. Die wichtigsten technischen Daten des seit der bauma lieferbaren LB 16 unplugged:
Motorleistung: 265 kW (360 PS)
Betriebsgewicht: 55 Tonnen
Drehmoment: 180 kNm
Seilzugkraft: 160 kN
Bohrkraft: 200 kN
Maximale Bohrtiefe: 34,5 m
Maximaler Bohrlochdurchmesser: 1500 mm
Akkukapazität: 720 kWh bei 400 Volt
Betriebszeit in üblichem Baustelleneinsatz: 10 Stunden
Assitenzsysteme: u.a. Bodendruckanzeige, Kelly-Visualisierung
YouTube-Interview mit Wolfgang Pfister über den LB 16 unplugged: